Es ist ein Meisterwerk, worin hinreißendes Gefühl und frühreifer Kunstverstand eine fast einmalige Mischung eingehen. Jugend und Genie sind sein gegenstand, und aus Jugend und Genie ist es selbst geboren. Thomas Mann Goethe selbst hat die bündigste Inhaltsangabe zu seinem «Werther» gegeben: Eine Geschichte ..., darin ich einen jungen Menschen darstelle, der, mit einer tiefen reinen Empfindung und wahrer Penetration begabt, sich in schwärmende Träume verliert, sich durch Spekulation untergräbt, bis er zuletzt durch dazutretende unglückliche Leidenschaften, besonders eine endlose Liebe zerrüttet, sich eine Kugel vor den Kopf schießt.«Nonkonformismus als Rebellion der Gefühle — diese Botschaft des berühmten Romans, der innerhalb der deutschen Literatur den Beginn der modernen Prosa markiert, ist heute so aktuell wie vor 200 Jahren. Der unüberbrückbare Zwiespalt zwischen Geist und Natur, zwischen Ich und Gesellschaft, den der sensible Bürgersohn Werther empfindet und an dem er zerbricht, gibt diesem Werk die Würde einer Tragödie.
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